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Geschichten

Den Spaß am Schreiben entdeckte ich 2011 durch einen Wettbewerb zum »Tag des Schreibens« des Onlineportals neobooks.

Meine erste Kurzgeschichte: »Ein Tag, der mein Leben veränderte«, schaffte es leider nicht unter die zehn, die für eine Veröffentlichung ausgewählt wurden.

Meine ersten Geschichten

Infektion Zombie

Meinen ersten »Roman« begann ich bei Fanfiction. 

Seit 2015 ist er bei neobooks veröffentlicht und bei allen Onlinebuchhändlern erhältlich.

 

Beziehungsstatus Single

Bei dem »Stadt, Land, Liebe - Wettbewerb« hatte ich mehr Glück. »Beziehungsstatus Single«, wurde gemeinsam mit neun anderen Geschichten in dem E-Book: »Stadt, Land, Lust« bei dem Verlag  Droemer Knaur sowie im gleichnamigen Hörbuch beim Audio Media Verlag veröffentlicht.

Die Rechte an dieser Kurzgeschichte bekam ich 2015 zurück und stellte die Geschichte bei neobooks selbst ein, verlängert um ein zusätzliches Kapitel.

 


In folgenden Büchern bin ich mit einer Kurzgeschichte vertreten:

Halloween Tales: We treat, you read

 

ansehen bei Amazon

Die Einnahmen der Halloween Anthologie werden an MENTOR - Die Leselernhelfer Bundesverband e.V.  gespendet.

Eine Feder für Wölfe

 

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„Eine Feder für Wölfe" ist die gemeinnützige Zusammenarbeit mehrerer Autoren.

Jeder von ihnen hat sich bereiterklärt, auf ein Honorar für dieses Werk zu verzichten.

Stattdessen geht der Gewinn eines jeden Buches zu 100% an den NABU, um den Wolf in Deutschland willkommen zu heißen.

 

Ein interessantes Experiment - Romanschreiben als Duo

"Verbunden" - ein Krimi als eBook

 

Gemeinsam mit einer befreundeten Krimiautorin habe ich Ende September 2018 den Mystery-Thriller "Verbunden" herausgebracht.

Als Autor haben wir uns das Pseudonym "Chris Fabian" gewählt.

Wir haben uns beim Schreiben sehr gut ergänzt. Jeder von uns hat aus der Sicht eines der Protagonisten geschrieben.

Worum geht es?

Als Lunas schwerreiche Eltern ermordet werden, fällt der Verdacht auf ihren drogenabhängigen Zwillingsbruder Max. Doch der liegt nach einem Unfall im Koma. Bald glaubt Luna, die Nähe ihres Bruders zu spüren. Wird sie verrückt oder sieht sie seinen Geist? Und während die Polizei immer neue Spuren verfolgt, kämpft Luna mit ihrer Trauer und ihrer Angst vor der Zukunft. Wird Max seine schweren Verletzungen überleben? Ist er wirklich ein Mörder? Gibt es jemanden da draußen, vor dem auch Luna sich in acht nehmen muss?
Ein spannender Mystery-Thriller vor der sonnigen Kulisse Kaliforniens.

Das tolle Cover hat uns Agnes Albrecht erstellt. 

Das Buch gibt es als eBook bei Amazon.

 


Mehr von mir bei Amazon.


Leseprobe

Die Reportage, die mein Leben veränderte…

Im letzten Monat hat ein Insektenforscher eine Pressekonferenz einberufen. Die kleine Regionalzeitung, bei der ich freiberuflich beschäftigt bin, bekam auch eine Einladung, weil der Mann seit Jahren hier im Ort lebt.

Das wäre interessant, wenn es sich um einen bekannten Wissenschaftler handeln würde. Aber von Wilfried Möller hat kein Mensch jemals gehört. Ich konnte ihn nicht einmal bei Google finden.

Er arbeitete allein, in einem kleinen privaten Labor. Nicht in einem Institut oder einer Universität, von wo man eher Bedeutendes erwarten könnte. Fraglich, ob er überhaupt jemals studiert hat.

Seine Einladung wirkte nicht sehr professionell. Die Kollegen größerer Zeitungen haben ihre sicher gleich entsorgt. Unser Chefredakteur wollte jemanden hinschicken, da der Typ des Öfteren Leserbriefe verfasste. Dazu war er langjähriger Abonnent unseres Blattes, so einem konnte man schlecht absagen. Sicher dachte er sich auch: Okay, Insekten, interessiert es vielleicht ein paar Leserkinder. „Wahrscheinlich hat der ein paar Schmetterlinge mit Edding bemalt“, bemerkte mein Kollege Fuchs hämisch grinsend. Er wollte natürlich nicht hingehen, sondern lieber vom zeitgleichen Fußballspiel der E-Jugend berichten. Meine Kollegin Frau Kolod hat angeblich eine Insektenallergie und so blieb wieder einmal nur ich übrig. Lust hatte ich, wer will’s mir verdenken, keine.

Die kleine Hoffnung, auf der Pressekonferenz ein paar Kollegen von Wissenschaftsmagazinen oder Ähnlichem zu treffen, hatte ich durchaus. Kontakte knüpfen kann von Vorteil sein. Endlich mal für eine große Zeitung schreiben. Den verhassten Brotjob aufgeben und nur noch Reporter sein. Wie lange träume ich schon davon …

Ich war pünktlich da. Wilfried Möller auch. Er war ein kleiner schlanker Mann, so um die fünfzig. Sein Gesicht war grau, wie seine spärlichen langen Haare, die ihm ungepflegt auf die Schulter hingen. Sein Anzug war mindestens zwanzig Jahre alt und etwas zu klein. Die Schuhe altmodisch, aber auf Hochglanz poliert. Er war frisch rasiert, hatte sich aber, wahrscheinlich wegen der Aufregung, ein paar Mal geschnitten. Ich sah ihn an und empfand spontan Mitleid. Da war jemand, dem ging’s noch schlechter als mir. Auf dem Tisch standen Gläser mit Sekt. Häppchen waren appetitlich angerichtet. Wir waren allein.  

Möller schaute öfters auf die Uhr und schlurfte nervös durch den Raum. Wir blieben allein. Sein erwartungsvoller Blick wurde langsam traurig.

Ich hatte nicht mal einen Fotografen mitgenommen. Unserer war bei dem Fußballspiel. Meine alte Kamera machte natürlich nicht allzu viel her. Wir warteten also gemeinsam und fingen dann an, den Sekt zu trinken. Die Häppchen waren auch ganz gut.

So nach fünf Gläschen, sah Möller dann endlich ein, dass wohl keiner mehr kommen würde. Er fing an, mir einen Vortrag über die Genetik verschiedener Falter zu halten und was Parasiten bei ihnen so alles anrichten können. Als er dann über DNA-Sequenzen referierte, musste ich ein Gähnen unterdrücken. Enttäuscht nahm er zur Kenntnis, dass ich mir bis jetzt keinerlei Notizen gemacht hatte. Ja wie auch! Ich verstand nicht einmal die Hälfte von dem, was er mir erzählte.  „Vielleicht zeigen Sie mir besser erst einmal ihre Ergebnisse“, versuchte ich ihn zu beschwichtigen. Ich wollte ihn davon abhalten, mir weitere Erklärungen zu liefern. Seine Monologe waren einfach ermüdend. Zum Glück war er einverstanden.

Das Labor befand sich in einem Nebengebäude. Für eine seriöse Forschungseinrichtung sah es, ehrlich gesagt, etwas zu schmuddelig aus. Der Boden klebrig, die Fenster anscheinend jahrelang nicht geputzt. Überall Eimer mit grauweißen Resten, die aussahen wie leere Kokons. Manche schienen allerdings noch voll und vertrocknet zu sein. Glücklicherweise war der Geruch einigermaßen erträglich.

Möller, der sich einen Kittel übergezogen hatte, führte mich stolz zu mehreren großen Glaskästen. In einem von ihnen hingen an Holzstangen die Puppen von Schmetterlingen oder Faltern. Ich erkannte das nur, weil meine Exfrau mich vor Jahren einmal in einen Schmetterlingspark geschleppt hat. Stolz, als hätte er sie selbst gelegt, präsentierte er mir circa fünfzig Kokons.  

„Sie schlüpfen bald“, freute sich Möller, während er aufgeregt herum wuselte. Im daneben stehenden Terrarium vertilgten etliche Raupen gerade einige exotische Pflanzen. „Sie sollten sich das heutige Datum gut merken“, meinte er dann und empfahl mir, seine persönliche Einladung zu verwahren, denn bald schon würde sie ein bedeutendes Dokument sein. Alle, die ihn ignoriert hatten, würden dies bitter bereuen. Nun ja, eigentlich bereute ich gerade, diesen Termin wahrgenommen zu haben.

Während ich noch überlegte, wie ich mich am besten zurückziehen konnte, schlüpfte der erste Schmetterling. Ein ziemlich großes Exemplar. Danach ging es Schlag auf Schlag.

 

„Schauen Sie, schauen Sie!“ Möller war außer sich vor Begeisterung. Ich setzte meine Brille auf und betrachtete die frisch geschlüpften Flattertierchen. Dann wäre ich beinahe umgefallen. Auf den ersten Blick sah ich einen großen Falter, aber beim genaueren Hinsehen fiel mir auf, dass die Köpfe anders waren. Diese Schmetterlinge hatten keine normalen Insektenköpfe. Es sah fast so aus, als würden mich winzige Gesichter anschauen. Mit zwei Augen, Nase, Mund und ja, auch zwei Ohren. Ihr Fell wirkte wie Haar. Sie standen auf zwei kleinen Füßchen, hatten aber jeweils vier Arme mit winzigen Händchen dran.

„Zwanzig Jahre, zwanzig Jahre arbeite ich schon daran“, jubelte Möller. Die Falter hatten sich inzwischen am Fenster versammelt. Es sah aus, als ob sie mit ihren kleinen Händchen die trüben Scheiben polierten, um hinaus in die Freiheit zu schauen.  

„So viele gelungene Exemplare“, freute sich Möller. „Schauen Sie sich das Gehirn an!“  

Er nötigte mich, mir unter einem Mikroskop ein paar Proben und Querschnitte eines Gehirns anzuschauen, das, wie er sagte, von der ersten gelungenen Versuchsreihe stammte.

Ich war entsetzt. “Sie haben sie getötet?“, fragte ich ihn.  „Das ist so in der Forschung“, bestätigte er.

Hunderte geimpfte Kokons und jeweils nur einer, der sich weiter entwickelte. Um sie zu studieren, ließ er sie meist einen bis vier Tage leben, um sie anschließend zu töten und akribisch zu untersuchen.

Ich fing an, ihn zu verabscheuen.

Inzwischen hatte er die Falter alle wieder eingefangen und in einem großen Glaskasten deponiert. Die armen Kerlchen versuchten die Glasplatte, die als Abdeckung diente, wegzuschieben. Sie schafften es nicht.

Einer zappelte in Möllers Hand.

„Ich werde diesen jetzt sezieren“, meinte er, „dann können Sie sich selbst davon überzeugen, dass die Präparate echt sind“.

Ich stieß gegen die Abdeckung, als ich entsetzt zurückwich. Die Falter schwirrten heraus. Möller ließ den, den er gerade in seiner Hand hielt, los, um sich gegen die auf ihn einschwirrenden Insekten abzuschirmen.

Keine Ahnung, was dann genau geschehen ist. Möller japste und fiel zu Boden. Ich lief zu ihm, seine Haut war bläulich verfärbt und er atmete nicht mehr.

Er schien tot zu sein. Mund-zu-Mund-Beatmung, Herzmassage, wie lange ist es her, dass ich das einmal gelernt habe? Ehrlich gesagt, fand ich seinen Anblick auch zu eklig. Ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen, ihn zu berühren. Ich nahm mein Handy und rief den Rettungsdienst. Danach ging ich zum Fenster und öffnete es.

Die Falter schwirrten davon. Alle, außer dem einen, den er in der Hand gehalten hatte. Ich sah, dass sein Flügel verletzt war. Da ich nicht wollte, dass die Sanitäter ihn entdeckten, hielt ich ihm meine Hand hin. Er kletterte auf sie. Am Fenster weigerte er sich jedoch, mich zu verlassen. Er legte seine Flügel an und krabbelte in meine Anzugtasche.

Die Rettungskräfte trafen ziemlich schnell ein, konnten aber nichts mehr für Möller tun. Offiziell ist er an einem Herzinfarkt gestorben. Seine Unterlagen kamen in den Müll. Das Labor soll abgerissen werden. Die Erben haben das Grundstück verkauft. Die Raupen in den Glaskästen hat hoffentlich irgendjemand in die Natur entlassen. Ein alter Sonderling ist gestorben, der sich für einen Wissenschaftler hielt. Ich könnte ihm posthum Anerkennung verschaffen, doch das würde die Trennung von meinem kleinen Schützling bedeuten. Wissenschaftler würden ihn untersuchen. Womöglich sogar sezieren. Das kann ich nicht zulassen.

Das Ganze ist jetzt vier Wochen her. Auf meinem Schreibtisch liegt noch das Schreiben, mit dem Möller eingeladen hatte.

Ein Tag, der die Welt der Wissenschaft revolutionieren sollte. Ein Tag, der mein Leben völlig veränderte. Meine Arbeit habe ich verloren, denn ich kann ihn (oder sie?) nicht alleine lassen.

Nachts schläft er auf einem Seidenschal neben meinem Bett. Seinem Flügel geht es langsam besser. So etwa fünf Meter kann er schon flattern ohne abzustürzen. Er mag Honig und frische Früchte. Von rohem Ei und Hackfleisch hat er auch probiert. Alles andere verschmäht er. Was aus den anderen Faltern geworden ist, weiß ich nicht. Bis jetzt habe ich noch nicht gehört, dass irgendwo ungewöhnliche Insekten oder Schmetterlinge aufgetaucht sind.

Tut mir leid, ich kann jetzt nicht weiterschreiben.

Er ruft mich.  

Ly Fabian   (C) 2015